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20.11.2012

Alex Walpoth und "Vint ani do".

von Manfred Stuffer und Alex Walpoth

Die schönen Herbstwochen im Oktober haben in den Dolomiten noch bestes Bergwetter gebracht. Das junge, grödner Klettertalent Alex Walpoth nutzte die guten Bedingungen um sein großes Projekt zu punkten. An der Meisules dla Biesces Westwand (Sellagruppe) kletterte er die Route "Vint ani do" rotpunkt. Die Schlüsselstelle, ein 5 Meter ausladendes Dach, wurde bisher nur von wenigen frei geklettert und mit franz. 8a+ bewertet.
Kompliment an Alex, der uns seine Story so erzählt:....

Zu den Fotos

Auf die Route „Vint ani do“ wurde ich durch Fotos der Riegler-Brüder aufmerksam. Die Bilder zeigten ein gewaltiges Dach, an dem ein Kletterer hing, in vollkommener Ausgesetztheit. Ich war fasziniert und gleichzeitig eingeschüchtert. Klettern am Limit in solch großer Höhe, das war für mich unvorstellbar.

Erst 3 Jahre später, im Jahr 2011, wagte ich mich an die Route heran. Inzwischen hatte ich weitere Informationen eingeholt: „Vint ani do“ wurde von Ivo Rabanser und Stefan Comploj im Jahr 2004 erstbegangen. Das 5 Meter ausladende Dach in 200 Meter Höhe überwanden sie in technischer Kletterei. Den Riegler-Brüder gelang die erste freie Begehung (ohne Hakenhilfe, nur der Fels wird zur Fortbewegung benutzt). Sie bewerteten das Dach mit 8a+. Ich wollte ebenfalls eine freie Begehung versuchen.

Beim ersten Anlauf fiel ich an der Dachkante. Nicht die technischen Schwierigkeiten, sondern die unglaubliche Exponiertheit stellte sich als größtes Hindernis heraus: Ich konnte mich nicht vollständig aufs Klettern konzentrieren.

Beim dritten Versuch ein Jahr später schien es endlich zu klappen. In den ersten 8 Längen kamen Martin und ich schnell und sicher voran, doch als wir das Dach erreichten sahen wir, dass viele Griffe nass waren. Eine freie Begehung war so gut wie unmöglich. Obwohl ich enttäuscht war, wurde mir bewusst, dass solche Erfahrungen beim Klettern im Gebirge dazugehören. Für eine erfolgreiche Begehung sind neben den eigenen körperlichen Möglichkeiten auch Faktoren ausschlaggebend, die man nicht beeinflussen kann. In dieser Ungewissheit liegt für mich der Reiz, solche Routen zu versuchen.

Ende Oktober 2012 ging der Traum einer freien Begehung schließlich in Erfüllung. Die Querung unter dem Dach überwand ich noch etwas zaghaft, doch als ich mich in die horizontale Welt begab vergaß ich die Leere unter mir. Einige dynamische Züge brachten mich bis zur Dachkante. Es war ein schaurig-schöner, unwirklicher Ort, an dem ich da hing. An einem guten Loch zog ich mich hinauf, zurück in die vertikale Wand. Kurz darauf erreichten wir das grasbewachsene Gipfelplateau: Ein wunderbarer Ort, um sich auszuruhen und die einzigartige Route „Vint ani do“ in Gedanken noch einmal zu klettern.

Alex Walpoth 


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