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24.09.2013

Tschucky - ein Kletterabenteuer

von Alex Walpoth

Das Grödental ist von unzähligen Felswänden umgeben, jede besitzt ihre individuelle Schönheit.

Dennoch überragt der Langkofel alles andere und die Routen in der Nordwand gehören zu den längsten, schwierigsten und wildesten Touren der Grödner Dolomiten. Hier findet man noch das wahre Abenteuer, hier erlebt man noch das Gefühl völlig auf sich gestellt zu sein. Die Nordwand des Langkofels erlaubt es einem, für kurze Zeit in eine entfernte Welt einzutauchen, sich in ein Abenteuer zu stürzen.

Angesichts der perfekten Wettervorhersage, beschlossen Aaron und ich eine der langen Kletterreisen durch die Nordwand des Langkofels zu unternehmen. Wir entschieden und für die Tschucky Tour: Erstbegangen von Ivo Rabanser, Stefan Comploj und Klaus Malsiner, ungefähr 1200 Meter Kletterstrecke mit Stellen im 6. Grad.

Um 6 Uhr waren wir bereits am Einstieg, wo uns die ersten Sonnenstrahlen des Tages trafen. Doch schon bald begaben wir uns in die kühle, schattige Nordwand. Aaron führte souverän die ersten Längen.

Damit der Vorsteiger schnell und leicht klettern konnte, hatten wir nur einen kleinen Rucksack mit dem Nötigsten mitgenommen. Dieser beinhaltete etwas Proviant, viel Wasser und einen Biwaksack für alle Fälle. Über anlehnende Platten kamen wir schnell voran, bis wir eine Schlucht erreichten. Nun galt es die senkrechten, glatten Platten links von der Schlucht emporzuklettern. Die Schwierigkeiten steigerten sich – wir kletterten nun langsamer und konzentrierter.

Aaron fand den leichtesten Weg entlang von Rissen und Verschneidungen. Ich war erleichtert, als ich seine Hammerschläge hörte, denn dies bedeutete, dass er gerade den nächsten Stand einrichtete.

Nach 14 Seillängen wechselten wir in der Führung ab. Ich musste meinen Kletterrhythmus umstellen. Während man im Nachstieg versucht, so schnell wie möglich zu klettern um keine wertvolle Zeit zu verlieren, gilt es für den Vorsteiger keinen Fehler zu machen. Einige Haken dienten uns als Wegweiser und wir waren begeistert über die ausgezeichnete Felsqualität und die elegante Kletterei.

Dass eine so wild aussehende Felswand uns ein so schönes Kletterelebnis beschert, hatten wir nicht erwartet; doch umso mehr freuten wir uns.

Weiter oben kamen wir leicht von der Tour ab, und ich fand mich unter einem brüchigen Riss wieder. Um keine Zeit zu verlieren, beschloss ich diesen emporzusteigen und anschließend wieder in die richtige Route hinüber zu klettern.

 

Ich berührte bloß eine labile Felsschuppe und schon sauste sie in die Tiefe; die krachenden Geräusche hörten wir noch lange und sie erinnerten uns wieder an die gewaltigen Dimensionen dieser Wand. Unsere Sinne wurden wieder geschärft und mir gelangten zum Fuße des „Tschucky“-Pfeilers. Es fehlten nur noch 5 Längen, doch die Felsqualität ließ merklich nach. Wir unterzogen den Felsen einer genauen Prüfung und zogen uns an den festen Griffen und Tritten hinauf. Die 26. und letzte Seillänge war wieder unglaublich schön und nach einer letzten schwierigen Stelle im sechsten Graden enflohen wir der Nordwand. Wir waren 12 Stunden lang durchgehend geklettert und die Müdigkeit machte sich bemerkbar.

Über leichteres Gelände erreichten wir den Gipfel , die Anspannung fiel von uns ab und wir genossen die Ruhe und die Berge ringsum, die im Lichte der tief stehenden Sonne glänzten. Wir beschlossen die Nacht in der Biwakschachtel zu verbringen und erst am nächsten Tag abzusteigen. So blieben wir bis zum Sonnenuntergang auf dem höchsten Punkt der Grödner Dolomiten und freuten uns über die erfolgreiche Besteigung und 3. Wiederholung dieser tollen und anspruchsvollen Route.

Weitere Fotos unter folgendem Link: http://www.flickr.com/photos/valgardena/sets/72157635840058365/

 

 

 

 

 

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