Detail

03.10.2017

Sisyphos - an der Nordostwand des Langkofels 3.181 m

von Ivo Rabanser

Als urgewaltiger Dolomitenriese, thront der Langkofel mit einer über tausend Meter hohen Wandflucht hoch über dem Grödental. Der schier endlos in den Himmel strebenden Plattenschuss des Nordpfeilers, wird im oberen Teil von einem auffallend schwarzen Wasserstreifen durchzogen, der die ideale Linienführung dieser neuzeitlichen Masterpiece weist.

Dabei wird prächtige Kletterei an eindrucksvoll geschlossener Wand geboten.

Nach einer Ouvertüre an hellen Platten, die sich im Mittelteil steiler aufstellen, herrscht im oberen Drittel kühne Riss- und Verschneidungskletterei vor, die größtenteils selbst abzusichern ist. Dieser letzte Teil verläuft über die »via degli Accademici« (Rabanser/Furlani 1993). Durchwegs wasserzerfressener Dolomitenkalk von guter Qualität, wo überraschend ein Henkelgriff dem anderen folgt, wenn es in den Schlüsselstellen auch heißt ordentlich zuzupacken.

Wegfindung auf den Platten nicht immer offensichtlich, wenn auch zahlreiche Sanduhrschlingen den Verlauf markieren. Nach oben hin steigern sich die Schwierigkeiten, bei aufregend steilem Gemäuer.


Um diesen Langkofel-Highlight genießen zu können gehört neben einer guten Kondition auch bequemen Kletterschuhen ein souveränes Kletterkönnen im oberen 6. Grad dazu, das der Vorsteiger auch noch einige Meter über der letzten Sicherung drauf haben sollte. Bei Gewitter sammelt sich das Wasser am Streifen in einem Wasserfall und bietet unwillkommene Canyoning-Einlagen – deshalb nur bei sicherem Wetter einsteigen. Der Weg zurück in die Zivilisation erfolgt über spektakuläreren Abseilpiste entlang der Ausstiegsroute.

Routiniertes Abseilen sowie einwandfreies Seilmanagement sind hier unbedingte Voraussetzung, denn sollte beim Seilabziehen irgendetwas schiefgehen, hat man ein ernsthaftes Problem!

 

Erste Begehung
Ivo Rabanser, Edy Rabanser, Heinz Grill und Florian Kluckner, 31. Juli 2017


Schwierigkeit
6+ (fünf Stellen), sonst recht anhaltend 6 und 5+


Wandhöhe/Zeit
600 m / 23 Seillängen / 8-9 Stunden


Material
Standplätze mit gebohrte Ringe und Sanduhren eingerichtet. Zwischenhaken nur vereinzelt vorhanden, dafür aber zahlreiche bereits gefädelte Sanduhren. Zur weiteren Absicherung sind in Satz Cams Bis Nr. 3), und Kevlarschlingen für Sanduhren erforderlich.


Anfahrt
Brennerautobahn > Ausfahrt Klausen > Grödnertal > Sellajoch


Talorte
St. Christina (1428 m) oder Wolkenstein (1540 m) in Gröden


Stützpunkte
Sellajoch Mountain Resort (2180 m)


Parken
Gebührenplichtiger Parkplatz am Sellajoch


Einstieg
Vom Sellajoch (2180 m) auf dem oberen Weg durch die »Steinerne Stadt« zur Comicihütte (2153 m). Weiter auf der Steigspur in westlicher Richtung – dicht unter einer überhängenden Wand vorbei – und über Gras und Schutt unter dem gewaltigen Plattenschuss queren. Einstieg rechts unterhalb einer tiefen Höhle, bei einem Riss mit Sanduhrschlinge (1¼ Stunden).


Abstieg
Abseilpiste über die Route. Mit zwei 60 m Seilen können einige Standplätze übersprungen werden (siehe Topo). Im unteren Teil ist der Verlauf etwas schräg, deshalb bereits im Aufstieg die Positionierung der Abseilringe einprägen (2-3 Stunden).

 

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