Detail

29.08.2012

„Africa“ am Östlichen Mëisulesturm

von Manfred Stuffer und Alex Walpoth

Alex Walpoth (18) und Martin Dejori (17), Grödner Kletterer der jungen Generation, haben am 21. August 2012 ihre erste „Erstbegehung“ gemacht. Am Östlichen Mëisulesturm in der Sellagruppe kletterten sie im traditionellen Stil (also nur mit Normalhaken und mit mobilen Sicherungen) die Route „Africa“ mit Schwierigkeiten bis VIII-. In 9 Stunden Kletterzeit durchstiegen sie die Wand, zu der sie nach wenigen Tagen wieder zurückkehrten, um die erste Rotpunktbegehung zu machen.


Die Route wurde in „sauberem“ Stil nach klassischer, Grödner Erstbegehungsethik erstbegangen und zählt damit zu den interessantesten Neurouten des Gebietes der letzten Jahre.


Hier geht es zum Bericht von Alex Walpoth, zum Topo und zu den Fotos.

Info:

„Africa“ - Östlicher Turm des Meisules dala Biesces

Schwierigkeit: VIII-

Höhenunterschied: 210 m

Seillängen: 6

Fels: ausgezeichnet

Erstbegehung: Martin Dejori und Alex Walpoth am 21.08.2012

Erste Rotpunkt: Martin Dejori und Alex Walpoth am 23.08.2012

Fotos




Anfahrt und Zustieg:

Durch das Eisacktal bis nach Waidbruck oder Klausen und von dort ins Grödental nach Wolkenstein hinauf zum ebenen Straßenteil vor dem Grödner Joch. Dort das Auto stehen lassen und einem Pfad bis zum Wandfuß folgen. Die Wand ist vom Auto aus gut sichtbar.



Abstieg:

Vom Gipfel zum Großen Murfrëitturm hin (S), dann nach links dem Pfad über Bänder zum Murfrëitwasserfall folgen. Den Schutthang erreicht, nach links zurück zum Einstieg und von dort runter zur Straße.



Bericht von Alex Dejori:

Als wir in der Brunsin am östlichen Mëisulesturm den Blick von den wunderbaren Platten abwandten, fiel uns sofort der markante gelbe Pfeiler auf der rechten Seite ins Auge. Der Fels schien kompakt, und die gelbe Farbe ließ keine Zweifel über die Steilheit der Wand aufkommen. Ich wusste, dass dort noch keine Route hinaufführte, oft genug hatte ich schon die Führer studiert.
Der Gedanke an die Erstbegehung ließ uns nicht mehr los, wie ein Keim wuchs er, bis er uns zum Einsteigen zwang. Der 21. August, sonnig, wolkenlos, war der perfekte Tag dafür. Keuchend kamen wir am Einstieg ein, die Rucksäcke, vollbepackt mit Friends, Felshammer und Haken lasteten schwer auf den Schultern.


Geschmückt wie ein Weihnachtsbaum legte ich gleich los. Kompakte graue Platten zwangen mich mehrmals die Richtung zu ändern, doch nach 50 Metern wunderschöner Kletterei erreichte ich einen bereits eingerichteten Stand (zum Glück nur ein Verhauer, wie sich später herausstellte).


Nun stieg Martin weiter, durch einen leicht überhängenden gelben Riss. Als er lässig den Cliff auspackte, um einen Haken zu schlagen, sackte mir das Herz in die Hose. Auch weiter oben stellten wir fest, dass der Sicherer oft nervöser und angespannter war als der Vorsteiger selbst. Die Ungewissheit schien uns eher anzuspornen als einzuschüchtern.
Die dritte Länge überwand einen wunderbaren sinterartigen Riß, und danach zwang mich die Kompaktheit des Felsens einige Meter ohne Sicherung zu klettern.
Als ich schließlich einen Haken setzten wollte, war ich enttäuscht darüber, dass er nach einigen vielversprechenden Tönen plötzlich mit dem Singen aufhörte. Er ließ sich leicht herausziehen, doch ich konnte meinen Augen kaum glauben: Eine Sanduhr war entstanden. Voller Freude fädelte ich eine Kevlarschlinge ein, und vollgetankt mit neuer Zuversicht erreichte ich bald einen Stand.

Schwer begeistert über die 3. Seillänge übernahm Martin die Führung. Er verschwand hinter einer Kante und schon bald konnte ich nachsteigen.
Nun befanden wir uns unter einer kompakten Platte, die eine ungewöhnliche rot-braune Farbe aufwies. Dieses Platte und die Hitzewelle brachten uns auf den Namen Africa.


Noch ein kurze Kontrolle des Materials und schon tauchte ich ein in das Unbekannte. Sehr vorsichtig kletterte ich die wunderbare, aber kleingriffige Platte empor, doch die kompakte Wand ließ sich nur schlecht absichern. Es wurde immer schwerer, die Nerven unter Kontrolle zu behalten, doch es gab nur noch die Flucht nach vorne. Ich atmete kurz durch und erreichte nach einigen schweren Zügen leichteres Gelände, wo ich drei solide Haken schlug und sie zu einem Stand verband. Martin übernahm die letzte Seillänge, ein eigenartiger schiefer Riss, der nicht gerade schöne, aber durchaus interessante Kletterei bot.


Nach 9 anstrengenden Stunden in der Wand erreichten wie endlich den Gipfel.
Müdigkeit und Freude hielten sich die Waage. Es war unsere 1. Erstbegehung und dementsprechend ausschweifend und schwärmerisch fiel der Eintrag ins Gipfelbuch aus.

 

Rotpunktbegehung

Nach 2 Tagen kehrten wir zurück um die gesamte Route Rotpunkt zu begehen.
Starke Niederschläge in der Nacht hatten die erste Seillänge in einen Wasserfall verwandelt. Wir stiegen dennoch ein, weil die übrigen Längen trocken schienen und unsere Motivation nicht mehr zu bremsen war.

Es passierte was passieren mußte: Ich rutschte aus und fiel einige Meter ins Seil, eine solide Sanduhr hatte den Sturz gebremst. Es dauerte lange, bis ich einen zweiten Versuch wagte. Die Wand war mittlerweile ein wenig trockener.
Dennoch erreichte ich nur mit äußerster Mühe den Stand. Konzentriert kletterten wir über die übrigen Seillängen, und schließlich standen wir am Gipfel, glücklich darüber, die Route nun den (hoffentlich zahlreichen) Wiederholern übergeben zu dürfen.

 

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